Was ist der hof?

der hof ist zunächst eine Ortsangabe: eine Reihe liebevoll renovierter Fachwerk-Hofreiten in Alt-Niederursel. Hier liegt das Herz einer seit 1974 gewachsenen Gemeinschaft von Vereinen, Einrichtungen und Personen, die sich in unterschiedlichen Bereichen um Menschen kümmern: Sie betreuen kleine und größere Kinder, kümmern sich um Kinder mit Förderbedarf, helfen Eltern, bieten Therapien an, geben Kunst, Erwachsenenbildung und auch dem leiblichen Wohl einen Ort.

Diese Gemeinschaft ist der hof. Dazu gehören Einrichtungen wie Wiegestube, Frühförderstelle, Naturkindergarten, Hort und Freie Bildungsstätte, die von je eigenen Vereinen getragen werden, genauso wie einzelne Therapeuten oder auch der Bioladen „Fruchtbare Erde“. Und es gehören viele Menschen dazu, die auch außerhalb der Gebäude in Niederursel tätig sind, im Familienbildungszentrum Al Karama in der Nordweststadt etwa oder in einem Bildhauer-Atelier am Rand des Stadtteils. Der jüngste Arm des hofes ist das Naturpädagogische Zentrum Schilasmühle, das auf dem Gelände eines historischen Vierseitenhofs am Urselbach entsteht.

Die verbindende Wurzel der hof-Einrichtungen ist das Menschenbild Rudolf Steiners – die Erkenntnis, dass der Mensch nicht nur aus Leib und Seele besteht, sondern mit seinem Ich auch einen geistigen Wesenskern besitzt, der ihn mit der Welt der unsichtbaren Kräfte verbindet.  Daraus leitet sich unser gemeinsames Ziel ab: den Menschen von Anfang an in seinem besonderen Wesen wahrzunehmen und ihn gemäß  seiner sich mit den Jahren wandelnden leiblichen, seelischen und geistigen Bedürfnisse zu fördern. Eine solche Entwicklung befähigt Menschen zur Freiheit des Denkens, zu Verständnis und Empathie gegenüber der Mitwelt und zu verantwortungsvollem Handeln –und damit  auch dazu, schöpferisch an der Gestaltung der gesellschaftlichen Verhältnisse teilzunehmen.

Wie es anfing

An einem Vorfrühlingstag im März des Jahres 1974 nahm ein Häuflein reformbewegter Menschen einen heruntergekommen Fachwerkhof in Niederursel in Besitz. Sie hatten Großes vor, Weltverbesserndes gar, denn sie waren vom Geist des Aufbruchs von 1968 ebenso bewegt wie von der die Anthroposophie Rudolf Steiners, besonders der von ihm entwickelten Idee einer Gliederung des sozialen Organismus in drei je eigenen Gesetzmäßigkeiten folgende Bereiche – Geistesleben, Rechtsleben und Wirtschaftsleben – sowie der Waldorfpädagogik. Zunächst allerdings hieß es ganz profan: Schutt schleppen, Balken säubern, Dächer decken. Bei Kaffee und Streuselkuchen debattierten die Gründer des hofes, wie sich eine bessere Gesellschaft verwirklichen ließe.

Kontinuität & Wandel

Die Aktivisten, die die Freie Bildungsstätte in Niederursel gründeten, waren Teil des dritten Weges: Projekte, die Ideale in konkretes Tun verwandeln – selbstverwaltete Fahrradwerkstätten, biologisch-dynamische Landkommunen, alternative Kulturcafés. Das Besondere am hof war immer, dass er ein so breites Spektrum dieses konkreten Tuns abdeckt. Bildungsstätte, Kindergarten, Schmiede, bald Bioladen, Schreinerei, zwischenzeitlich Möbelladen, Jugendwerkstatt und Arztpraxis, später Hort, Wiegestube, Frühförderstelle und Kunsttherapie, dazu Gästezimmer und Seminarräume und viele, viele Veranstaltungen.

Bis heute ist das Kontinuierliche am hof der Wandel, und das ist auch gut so, denn die Zeiten ändern sich – immer. Der hof hat immer wieder Menschen mit neuen Ideen willkommen geheißen und sie bei der Umsetzung unterstützt. Und er reagiert auf die Bedürfnisse seiner Umgebung: Die Stadtteilarbeit strahlt aus in die umliegenden Wohngebiete, die Wiegestube entstand aus dem wachsenden Wunsch nach guter Betreuung und Entwicklung für kleine Kinder, das Kurs- und Vortragsangebot folgt dem Bedarf der Zeit.

Zusammenarbeit am hof

Der hof ist eine lebendige Gemeinschaft von Einrichtungen, Betrieben und Menschen, die einem gemeinsamen Leitbild folgen. Die organisatorische Grundlage dieser Gemeinschaft ist der Verein „der hof Niederursel e.V.“ Seine Mitglieder sind Mitarbeitende aus allen Bereichen der Gemeinschaft, die den Gesamtimpuls des hofes aktiv mittragen wollen. Die rechtlich selbständigen, autonom arbeitenden Bereiche sind kooperative Mitglieder des Vereins.

In einer wöchentlichen Konferenz besprechen die Mitarbeitenden des hofes die anliegenden Alltagsfragen ebenso wie mittel- und langfristige Perspektiven. Jeweils im Januar und nach den Sommerferien kommen die rund 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des hofes zu einer Eröffnungskonferenz zusammen, um Veränderungen und wichtige Ereignisse zu beraten und anstehende Themen gemeinsam zu vertiefen.

Der gewählte Vorstand koordiniert die Anliegen aller am hof beteiligten Einrichtungen auf der Grundlage des gemeinsam erarbeiteten Leitbildes  und vertritt den hof in seiner Gesamtheit auch nach außen. Er trifft sich wöchentlich, um an aktuellen Fragestellungen und Lösungen für den hof als Ganzes zu arbeiten.

Leitbild

Unser gegenwärtiges Denken und Handeln schafft die Welt von morgen. – Deshalb gestalten wir Prozesse und Produkte umweltschonend und organisch. Achtsamkeit gegenüber dem Menschen und allem Lebendigen sowie den kleinen Dingen des Alltags bedeutet für uns eine Anerkennung des im Sinnlichen wirkenden Geistes. Die Begegnung mit dem Geistigen im anderen Menschen ist für uns eine Quelle der Inspiration und Selbsterkenntnis. Der „hof“ ist offen für alle Menschen. Wir möchten die individuelle Entwicklung des Einzelnen fördern und unterstützen. Alle Unternehmungen des „hofes“ sind eigenverantwortlich tätig. Die solidarische Zusammenarbeit wird angestrebt. Die Mitarbeitenden am „hof“ bemühen sich um die von Rudolf Steiner begründete Geisteswissenschaft, deren Erkenntnismethode und Menschenbild und sehen diese als Grundlage ihrer Tätigkeit.

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