Im Sog des Bildschirms - Gesunder Umgang mit digitalen Medien

Am 2. Mai 2023 starten wir im hof ein Projekt für Eltern mit Kindern im Alter von 0 bis 3 Jahren.

Wir wollen uns gemeinsam auseinandersetzen mit einer der großen Herausforderungen unserer modernen Welt: dem

 Umgang mit digitalen Medien in der Familie und dem gesunden Aufwachsen von Kindern

Dazu haben wir eine Fachfrau gewinnen können, die Medienmentorin Viola Hoffmann. Sie begleitet Eltern dabei, in der Familie kompetent und stressfrei mit den Bildschirmmedien umzugehen. Die Kunsttherapeutin und Mutter gründete nach langjähriger therapeutischer Arbeit 2020 ihr erstes online Programm für Eltern und unterstützt seitdem online und in Präsenz Familien, Schulen und Einrichtungen rund um das Thema Medienkompetenz.

Das Projekt läuft über einen Zeitraum von 12 Wochen, umfasst 6 Elternabende, davon einer in Präsenz am hof, die anderen fünf über Zoom und dazu 12 Wochen Messenger Support in der Gruppe mit individuellen Impulsen, Fragen und Fortführung des Themas. In dieser Zeit wird das Thema umfassend behandelt und auch nach Bedarf der Eltern angepasst.

Ziel ist, dass Eltern konkrete Handlungskompetenzen zur Verfügung bekommen, um mit dem Thema der Mediennutzung zu ihrer eigenen klaren Haltung zu kommen.

Wichtige Themen dabei sind:

  • Unterschied zwischen Mediensucht und Medienschädigung
  • Was ist Medienkompetenz?
  • Erarbeiten der Werte und Wünsche für das Zusammenleben mit Medien in der Familie
  • Sinnesentwicklung des kleinen Kindes / Wirkung verschiedener Medien
  • Medien und Nahrungsaufnahme
  • Vorbildfunktion der Eltern / Selbstregulation und Medienkompetenz / eigene Medienzeit beleuchten
  • Wirkung von Strahlung auf das menschliche Gehirn / Strahlungsquellen identifizieren und reduzieren
  • Datenschutz, Kinderbilder im Netz
  • Das familiäre Umfeld einbeziehen
  • Ausblicke auf das Kindergartenalter und Themen wie Cyber-mobbing, Cyber-grooming, Gaming und Prävention
  • Einfluss der Mediennutzung auf das Lernen, das Schreiben und die Sprache

Neugierig geworden?

Sprechen Sie gerne uns (bildungsstaette(at)der-hof.de) oder die Kollegin oder den Kollegen im Offenen Elterncafé oder in der Frühförderstelle an und nutzen Sie die Gelegenheit für sich und Ihre Familie, um ein gutes Werkzeug für den Umgang mit Medien an die Hand zu bekommen.

Es können bis zu 30 Eltern teilnehmen.

Termine

2. Mai um 19:30 Uhr in Präsenz am hof.

16. und 30. Mai, 13. und 27. Juni und 11. Juli, jeweils um 19:30 Uhr über Zoom (Dauer max. 90 min.)

In den Zwischenzeiten wird der Kontakt über die Messenger-Gruppe gehalten.

Wir sind gespannt auf diese neue Art der Zusammenarbeit zu diesem Thema, das uns allen sehr am Herzen liegt, dem gesunden Aufwachsen der Kinder!

 

Hof-Post im Dezember

Liebe Freundinnen und Freunde des hofs,

ein Jahr, kurz wie ein Wimpernschlag, zu voll, zu dicht die bestürzenden Ereignisse und es erinnert an die Verwünschung, deren Ursprung nebulös ist, aber treffend: „Mögest Du in interessanten Zeiten leben!“ Wenn das Leben zu aufregend wird, zu sehr betroffen macht, strengt es an, fordert uns Menschen heraus und kann auch sehr erschöpfend wirken.

Schön, wenn es in solchen Lebensphasen Menschen gibt, auf die man sich verlassen kann, so wie auf dem Bild der drei Hirten, einer Zeichnung der Frankfurter Künstlerin Barbara Scheidt. Eng stehen sie beisammen, so können sie sich gegenseitig schützen vor einem Angriff von hinten und haben rundum alles in der Sicht. Im Oberuferer Christgeburtsspiel kommen sie so zusammen, wenn sie schlafen wollen, wenn sie ihren Tanz beginnen oder sie sich singend ihre Träume erzählen. Manchmal kabbeln sie sich und necken sich, aber immer gutmütig und voll Vertrauen füreinander.
Wie gut ist das, wenn es in der Familie, unter Freunden oder bei der Arbeit Menschen gibt, die uns diesen Schutz geben, die uns im besten Sinne den Rücken stärken. Dann ist es leichter möglich, durch „interessante Zeiten“ zu gehen.

Wir freuen uns sehr, dass wir in diesem Jahr wieder Stichl, Witok und Gallus, Maria und Josef und ihre ganze Kumpanei im Saal erwarten dürfen, wie immer am 4. Advent um 17:00 Uhr und am 24. Dezember um 15:30 Uhr. Das Hirtenspiel ist geeignet für Groß und Klein ab etwa 5 Jahren. Gerade am Heilig Abend ist es wichtig, pünktlich zu kommen, weil es nur beschränkt viel Plätze gibt.

Sicherlich auch ganz wunderbar wird am Samstag, 17. Dezember ab 16:30 Uhr in der Schilasmühle, zu dem die Ponys, Esel und Schafe einladen. Sie wünschen sich, nach den langen Baustellenjahren, wieder in ihre geschützten Ställe zurückzukehren und sind etwas bestürzt über bröckelnde Wände und morsche Stalltüren. Deshalb wollen sie bei warmem Punsch, Plätzchen und der schönen Geschichte von Astrid Lindgren „Weihnachten im Stall“ die Herzen der BesucherInnen erwärmen und hoffen auf ein paar vorweihnachtliche Gaben. Hier geht´s zur Einladung und zum Spendenaufruf.

Ich wünsche Ihnen im Namen aller hof-MitarbeiterInnen eine Adventszeit mit vielen liebevollen und berührenden Momenten!

Mit herzlichen Grüßen
Susanne Beckey

Hof-Post im November


Liebe Freundinnen und Freunde des hofs,

ein Sommerblütenmeer im November, voller summender Bienen und fetter Hummeln, das hatte ich auch so noch nicht im Garten, aber nach den endlosen regenfreien Monaten ist die Natur in diesem milden Herbst nochmal richtig durch die Decke gegangen. Kinder in kurzen Hosen auf der Straße, feiernde Eintracht Fans (natürlich oberkörperfrei), eine Runde Leckeis im Café, die Heizung kann oft noch ausbleiben, das alles tut gut.

Aber spätestens wenn es um 17 Uhr dämmert, wird langsam deutlich, da kommt doch noch was Anderes. Liebe Kinder, Halloween ist rum und nächste Woche kommt der Heilige St. Martin geritten und dem wollen wir entgegenleuchten.
In den Kindergärten wird das Laternebasteln meist von tüchtigen ErzieherInnen abgedeckt, aber wenn Sie ein kleineres Kind haben oder Sie vielleicht auch für sich selbst ein schönes Licht wünschen, können Sie kommende Woche zu unserem offenen Angebot in die Holderwohnung am hof kommen.
Am Montag, den 7.11. besteht die Möglichkeit, in der Zeit zwischen 14 und 17 Uhr ein Aquarellpapier zu bemalen, aus dem dann die Laterne gefaltet werden kann (dauert vielleicht ein halbes Stündchen). Über Nacht kann alles schön trocknen und am Dienstag, auch zwischen 14 und 17 Uhr, können Sie Ihr Papier ölen, damit es hitzestabil wird und schön transparent leuchtet (ist in 15 Minuten gemacht). Richtig ernst wird es dann am Mittwoch, den 9. November. Da können Sie auch zwischen 14 und 17 Uhr vorbeikommen und die Laterne falten und unter Anleitung fertigmachen. Dafür muss man etwa eine Stunde rechnen. Alle, denen dies zu viel Aufwand ist, können auch nur am Mittwoch kommen, ich habe fertige Blätter vorbereitet. Wenn das auch nicht zu machen ist, schreiben Sie mich an, ich kann auch die eine oder andere Laterne für Sie anfertigen.
Noch Fragen? Zu kompliziert? Wird schon, Hauptsache in der Martinszeit leuchten recht viele bunte und tröstliche Lichter!

Sehr empfehlen möchte ich auch allen Eltern/Großeltern, die einen schönen, nachhaltigen und über Generationen vererbbaren Adventskalender anfertigen möchten, den Kurs am 14. und 16. November zu besuchen. Hier entsteht eine stimmungsvolle Adventslandschaft, die sich von Tag zu Tag mehr belebt und besonders als erster Adventskalender für die Kleinen sehr geeignet ist (Bitte anmelden)

Richtig stimmungsvoll wird es in Niederursel dann am Samstag, dem 19. November ab 17 Uhr, wenn Dämmerung und Novembertrübe sich ausbreiten wollen. Rund um das Café Mutz, das händewerk, WahlFach und Amselhof-Atelier gibt es bis 21 Uhr Zeit für Gespräche und Begegnung am Feuer und in den Ateliers und Werkstätten, Kunst und Handwerk zum Bewundern und zum Erwerben. „Im Dunkeln glüht es so schön“, heißt das Motto.

Und dann haben wir fast Advent! Am 22. November gibt es einen offenen Nachmittag zum Sterne falten, am 23. November einen Kurs zum Adventskranzbinden und dann kommt schon bald der Nikolaus. Wie schön, dass auf ein paar Dinge im Leben Verlass ist!

Ich freue mich, wenn wir uns bei der ein oder anderen Gelegenheit sehen und ein paar schöne Momente teilen können.
Im Namen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des hofs grüße ich Sie sehr herzlich

Susanne Beckey

Hofpost im Juli/August

Liebe Freundinnen und Freunde des hofs,

in hochsommerlicher Lebenslage schreibe ich Ihnen diese hof-Post, eine sogenannte Doppelnummer, weil der August in den meisten hof-Bereichen ein Ferienmonat ist, sehr französisch dieses Jahr, wo ja in unserem schönen Nachbarland in diesen Wochen eine kollektive Pause einsetzt. Deshalb wird es heute auch etwas länger, es hat sich einiges zusammengesammelt.
Eine Kollegin erinnerte kürzlich an das schöne Buch über die Maus Frederick von Leo Lionni, diesen poetischen, kleinen Träumer, der nicht, wie die anderen Mäuse, tüchtig und eifrig Körner sammelt und Vorräte anlegt, sondern den Sommer still sinnend verbringt. In den dunkler, kalten Winterwochen, wenn alle frierend, hungrig und mutlos geworden sind, kann Frederick seine Schätze präsentieren: Farben, Düfte und Sonnenstrahlen, die er aus seiner Seele hervorzaubern kann und die allen Freude bringen. Diese Fähigkeit, die Schönheiten zu sehen und in sich bewahren zu können, die wünsche ich Ihnen, gerade im Angesicht der Szenarien, die uns umgeben und herausfordern.

Von den hof-Bereichen wäre nun Folgendes zu berichten.
Einmal die Sommerschließungen: in der hof-Küche über die ganzen Ferien, in Bioladen/Café, Wiegestube und Naturkindergarten vom 25. Juli bis zum 12. August, die anderen Bereiche haben individuell abgestimmte Ferienzeiten.
Die Schilasmühle sucht ganz dringend ehrenamtliche TierpflegerInnen, vor allem am Wochenende, einmal die Woche oder auch alle 14 Tage. Eine schöne Gelegenheit, mal zum Ausgleich etwas ganz Anderes zu machen, vielleicht auch in einem Tandem von Vater/Mutter mit Tochter/Sohn.

Ab August ist dann das Herbst-/Winterprogramm der Bildungsstätte online, vor allem der Bereich der Eltern-Kind-Gruppen zeigt sich in einem neuen Konzept. Leider sind die beiden Natur- und Gartenwochen für Schulkinder Ende August und Anfang September völlig ausgebucht und wir können keine Anmeldungen mehr annehmen. Über die drei Qualifizierungsreihen für Fachkräfte (Eltern beraten/Kinder neu sehen lernen, Pikler®-Grundkurs und Fortbildung Rota®-Therapie), die im Herbst mit einem neuen Durchlauf beginnen, können Sie sich mit Klick auf den Kursnamen informieren. Weitere Infos telefonisch im Büro unter 069 575078.

Anfang September erscheint wieder ein neues hof-heft mit dem Titel:
Wir fangen mit der Zukunft an. In dieser Ausgabe werden wir den Entwicklungsimpulsen des hofs nachgehen und beleuchten, wie sie sich auf unsere praktische Arbeit auswirken und zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen. Neben verschiedenen Beiträgen aus allen Bereichen wird es ein Interview mit Daniel Ette geben, Experte und Trainer für Nachhaltigkeit und Begleiter des hofs auf dem Weg zur Klimaneutralität, sowie ein Gespräch mit Helmy Abouleish, Sohn des SEKEM Gründers Ibrahim Abouleish, der in dem ganzheitlichen, anthroposophischen Entwicklungsimpuls des SEKEM-Projektes das Vorbild für eine nachhaltige Entwicklung ganz Ägyptens sieht.

Im Herbst dieses Jahres startet am hof eine zweieinhalbjährige, berufsbegleitende Heileurythmie-Ausbildung, die sich an ausgebildete EurythmistInnen und an InteressentInnen aus medizinischen Heilberufen richtet.
Für weiter Informationen gerne das Hofbüro unter 069-95 77 56 39 kontaktieren oder per Mail an .

Und last not least ein Blick auf den 3. Oktober, der so viele Jahre das angeblich, so Stimmen aus der Umgebung, schönste Stadtteilfest landauf, landab gewesen sei. Nach zwei Jahren Pause fehlte uns am hof der Schwung, es wiederzubeleben. Und, was passiert? Als wir schon flügellahm absagen wollten, kam das ganze Niederurseler Dorf in Wallung und bewahrte uns vor einem einsamen Tag der Deutschen Einheit. Es wird also einen „Kleinen Tag der Offenen hof-Tore“ geben mit Musik und Kunst und Kinderspielen, Kaffee und Kuchen und kulinarischen Schmankerln, alles etwas bescheidener, aber hoffentlich trotzdem sehr, sehr schön. Der hof ist also wieder dabei, das Café Mutz, das händewerk, die Schilasmühle, das Wahlfach, der Waldorfkindergarten, der Amselhof Kulturverein und viele Nieder­urseler­Innen, die an diesem Tag ihre Höfe öffnen werden. Ein Dank an die unerschrockenen InitiatorInnen!
Nun ist aber gut! Ich wünsche Ihnen allen im Namen der hof-MitarbeiterInnen frohe Sommerwochen und alles Gute bis zum September!

Susanne Beckey
p.s. Die schöne Sonnenblume ist Vorreiterin für die vielen, die unser Hausmeister Erkan mit seinen beiden grünen Daumen im Frühjahr am hof gesetzt hat, und die jetzt aufblühen.

Frühförderung im ‹Haus des Kindes› am Zentrum ‹hof› in Niederursel

Frühförderung ist eine pädagogisch-therapeutische Maßnahme für Kinder die von einer Behinderung betroffen oder bedroht sind. Sie wird durch das Zusammenwirken von medizinisch-therapeutischen Leistungen als Komplexleistung verstanden.
Dargestellt wird sie am Beispiel der Anthroposophischen Frühförderstelle ‹Haus des Kindes› in Frankfurt-Niederursel, die als Frühförderstelle vom Land Hessen anerkannt und eingegliedert ist in das Pädagogisch-therapeutische Zentrum am ‹hof› in Niederursel / Frankfurt am Main.

Was bedeutet Frühförderung

In den vergangenen 30 Jahren hat sich in Deutschland ein gut ausgebautes System der Frühförderung von Kindern bis zum Schuleintritt entwickelt. Wenn in der Früherkennung durch die Pflichtuntersuchungen oder auf anderem Wege eine Krankheit oder Beeinträchtigung der normalen körperlichen oder geistigen Entwicklung des Kindes festgestellt wird, die in nicht geringem Masse die normale Entwicklung bedroht oder gefährdet, so besteht seit 2001 ein gesetzlicher Anspruch auf eine sogenannte «Komplexleistung Frühförderung» (Sozialgesetzbuch IX) bis zum Schuleintritt. Frühförderung erfordert wohnortnahe, integrative und interdisziplinäre Angebote. Sie werden in der konkreten Ausgestaltung in jedem Bundesland und zum Teil in jedem Kreis oder Kommune unterschiedlich umgesetzt. Bundesweit gibt es ca. 1.000 eigenständige Frühförderstellen, überwiegend von freien Trägern und über 120 Sozialpädiatrische Zentren (SPZ), deren Leitung von spezialisierten Kinder- und Jugendärzten übernommen wird. Darunter sind inzwischen auch einige anthroposophisch orientierte Initiativen wie z. B. das ‹Haus des Kindes› innerhalb des Pädagogisch-therapeutischen Zentrums ‹der hof Niederursel› in Frankfurt am Main.

Die Aufgabe der Frühförderung ist eine langfristig angelegte Hilfe. Im Mittelpunkt der Arbeit steht das Kind. Es wird grundsätzlich immer im Zusammenhang mit seiner Familie gesehen. Somit finden keine Maßnahme und kein Förder- oder Behandlungsplan ohne Zustimmung und Auftrag der Eltern statt. Förderung orientiert sich nicht am Nachvollzug der sogenannten «normalen» Entwicklung, sondern ist für jedes Kind und seine Familie individuell ausgerichtet. Sie erfordert jeweils ein anderes Vorgehen und eigens formulierte Ziele. Der zentrale Entwicklungsmotor ist die Motivation und das Interesse des Kindes und seiner Familie. Bestreben ist es dabei, die volle Entfaltung des Entwicklungspotentials zu unterstützen. Je stärker das Kind und seine Eltern als «Akteure» der Entwicklung aktiv an dem Prozess beteiligt sind und sich als selbständig handelnd erleben, desto grösser sind die Voraussetzungen für ein nachhaltiges Selbsterleben, Selbstwertgefühl und späteres Selbstbewusstsein. Auf eine gründliche Wahrnehmungsverarbeitung wird viel Wert gelegt, sodass die vom Kind innerlich mitvollzogenen Veränderungen für weitere Entwicklungsschritte und späteres schulisches Lernen genutzt werden können. Von daher erweist sich die gesetzlich geforderte interdisziplinäre «komplexe Frühförderung» in den Zielen und Ansätzen sehr übereinstimmend mit einem Ansatz auf der Basis der anthroposophischen Menschenkunde mit seinem ganzheitlichen Menschenbild.

Was geschieht in der Frühförderung?

Im Erstkontakt (oft telefonisch) wird ein «Diagnoseblock» von drei Terminen verabredet, der mit einem Elterngespräch beginnt. Darauf folgt eine diagnostische Einheit mit dem Kind, die dann in einem weiteren Gespräch mit den Eltern entweder in die Erstellung eines Behandlungsplans mündet oder andere Wege für die Familie aufzeigt. (Für eine Bewilligung der Frühfördermaßnahme durch das zuständige Sozialamt bedarf es in Hessen einer Verordnung durch den behandelnden Kinderarzt.)

Als offene Anlaufstelle bietet die Frühförderung Beratung und Informationen für alle Familien und Fachleute sowie Einrichtungen an, die sich Sorgen um ihre bzw. die ihnen anvertrauten Kinder machen.
Die Arbeit mit dem Kind geschieht entsprechend des Förderplans wöchentlich in einer 45-Minuten-Einheit. Die Bewilligung erfolgt in der Regel für den Zeitraum eines Jahres und kann bis zum Schuleintritt verlängert werden.
Die Elternarbeit mit den Erziehungsverantwortlichen findet normalerweise alle vier bis sechs Wochen statt. Sie ist ein fester und notwendiger Bestandteil der Arbeit.

Eine Besonderheit der Frühförderstelle ‹Haus des Kindes› ist das Angebot einer künstlerischen Elternarbeit während der jeweiligen Einheit mit dem Kind. Themen, die in Elterngesprächen aufgetaucht sind und biographische Bedeutung haben, als Blockaden für Veränderungen im Wege stehen oder hinderliche Sichtweisen auf das Kind oder seine Geburtssituation bergen, werden hier von den Eltern künstlerisch bearbeitet, vertieft und anschliessend in weiteren Elterngesprächen reflektiert.

Die interdisziplinäre Zusammenarbeit im Team und mit den für die Familie zuständigen Kooperationspartner*innen findet regelmässig und auf Anfrage statt. Hierfür müssen die Eltern die zuständigen Frühförder*innen von der Schweigepflicht entbinden.

Die Zusammenarbeit mit Kindertageseinrichtungen gestaltet sich auf unterschiedliche Weise. Es besteht die Möglichkeit, in Kindergruppen zu hospitieren und die Beobachtungen anschliessend nachzubesprechen. Daraus kann eine Empfehlung für eine Frühförderung oder eine andere Maßnahme hervorgehen. Es kann sich auch als sinnvoll erweisen, innerhalb der Betreuungseinrichtung nach neuen Wegen zu suchen.
Das ‹Haus des Kindes› bietet als lebensweltorientierte Einrichtung umfassende Hilfe an. Es koordiniert und integriert pädagogische, therapeutische und medizinische Ansätze in der Früherkennung und Diagnostik. Zusätzlich werden Beratungen in Bezug auf kindgerechte Lebensgestaltung in den Familien oder Einrichtungen durchgeführt und die alltagsunterstützende Zusammenarbeit mit den Familien bzw. Bezugspersonen der Kinder wird gefördert.

Wie wir arbeiten

Ein grundlegendes Motiv der Arbeit des ‹Haus des Kindes› besteht darin, den Willen zur Veränderung aufzugreifen: Eltern, die mit ihren Kindern zur Frühförderstelle kommen, haben den Wunsch, etwas in ihrem Leben oder ihrem Familiensystem zu verändern. Der Anlass ist das Verhalten des Kindes oder auch der Schicksalsschlag einer Behinderung wie auch chronische Krankheit und viele andere Anlässe.

Zunächst geht es darum, das Kind wahrzunehmen, sich ihm empathisch zuzuwenden, sodass es wie von innen heraus verstanden werden kann. Denn für uns ist es nicht Ziel, einen Menschen zu verändern, selbst wenn es möglich wäre. Dies wäre ein Widerspruch zu seiner Würde. Hilfreich aber ist es, wenn in der Frühförderung geübt wird,

  • das Kind zu ermuntern, seine eigenen Ziele und Bedürfnisse zu äussern,
  • seine speziellen Ressourcen zu entdecken,
  • dem Kind Angebote zu machen, bei denen es sich wertgeschätzt fühlt,
  • Tätigkeiten anzubieten, in denen das Kind Kreativität, Lebensfreude und Sinnhaftigkeit entdecken kann,
  • ihm Zeit zu lassen für seine individuelle Entwicklung.

Die Frühförderstelle ‹Haus des Kindes› möchte so Familien unterstützen, ihre Aufmerksamkeit auf die physische gesunde Entwicklung ihres Kindes zu richten. Zwischen der Geburt und etwa dem 7. Lebensjahr ist es eine der Hauptaufgaben des Kindes, seinen von den Eltern «geerbten» Leib, der ihm als eine Art «Modell» dient, umzuarbeiten in die ihm angemessene individuelle Konstitution und Organbildung. Hierzu dient alles, was das Kind durch die Basis-Sinne erfährt und verarbeitet.

  • Die Pflege dieser Sinne,
  • dem Tastsinn oder dem taktilen System,
  • dem Lebenssinn, dem Spüren der eigenen Bedürfnisse und inneren Zustände,
  • dem Gleichgewichtssinn oder dem vestibulären System,
  • der Eigenwahrnehmung, auch Bewegungssinn genannt oder propriozeptives System,
  • der Tiefenwahrnehmung über Muskeln und Muskelspindel, kommt deshalb eine hohe Bedeutung zu.

In der Frühförderung wird das Augenmerk darauf gerichtet, ob bei dem Kind zwar unter Umständen die Sinne äusserlich konditioniert, jedoch die Sinnesempfindung nicht ausreichend ausgebildet wurde und es damit zu keiner befriedigenden Wahrnehmungsverarbeitung kommt. In allem was wir tun, wird uns durch die Sinne der Zugang zur Welt und zu uns selbst erschlossen. Störungen der basalen Sinne zeigen sich durch eine Über- und Unterempfindlichkeit bei Reiz- oder Wahrnehmungsverarbeitungen. Somit erhalten die Sinnespflege und die Sinnesschulung in Familie und Betreuungseinrichtung einen hohen Stellenwert.

Darüber hinaus kommt es auf die Förderung der Lebenskräfte der Kinder an. Sie unterstützen die Umgestaltung des physischen Leibes in einem hohen Maße und stehen in einer engen Beziehung zu der Umgebung des Kindes. Ihr ausreichendes Vorhandensein wie in einer Art «Hülle» ist daran zu erkennen, ob das Kind seine Bedürfnisse spürt, mit Misserfolgen umgehen kann, sich erwärmen und begeistern kann, nachahmen kann und einen Sinn in seinen Tätigkeiten erlebt.

Auf Grundlage einer gesunden Sinnesentwicklung und ausreichender Lebenskräfte kann sich das Kind die Welt durch Gehen, Sprechen und Denken erobern. Dies geschieht beim kleinen Kind grundsätzlich über die Erschliessung der Raumdimensionen, des physischen Raumes im Gehen lernen, des seelischen, emotionalen Raumes durch die Sprache und des geistigen, gedanklichen Raumes durch das Erfassen von Zusammenhängen. Es erfolgt zunächst eine physische Bewegung, daran schliesst sich der seelische Eindruck an und daraus ergibt sich wie von selbst ein Zusammenhang. Diese Abfolge wird auch in jedem Handlungsablauf mit den Kindern beachtet.
Eltern brauchen dabei Unterstützung, um ihrem Kind in seiner Ergreifung des eigenen Leibes über die Sinnesentfaltung, die Tätigkeiten des Gehens, Sprechens und Denkens Vorbild zu sein und gleichzeitig einen Schonraum für die Entwicklung des Kindes zu gewährleisten. Eltern und Kinder werden im ‹Haus des Kindes› grundsätzlich als eine Einheit betrachtet. Ziel ist es dabei, die «innere Mitte» und das Gleichgewicht im Kind und in der Familie herzustellen – im Miteinander, in belasteten Lebenssituationen.

Dieser Prozess wird unterstützt durch die Berücksichtigung der folgenden Elemente, die Grundlage jeder Entwicklung sind:

  • die Wärme, die überhaupt Voraussetzung für Entwicklung ist, für die Chance, sich auf einen neuen Prozess einzulassen,
  • das Licht, das zuvor Nichtverstandene erhellt oder anders beleuchtet sowie die Luft, die in festgefahrenen Situationen Leichtigkeit und Bewegung hereinbringt,
  • das Wasser oder Flüssige, was unzusammenhängendes Nebeneinander, Kontroverses rhythmisch verbindet und durchdringt, aber auch aussondert,
  • und nicht zuletzt wird jeder Prozess, jede Entwicklung so auf die Erde gebracht und in den Alltag integriert werden müssen.

Für diese Anliegen stehen dem Mitarbeiter*innen-Team des ‹Haus des Kindes› verschiedene Angebote zur Verfügung, um in eine rhythmisch gegliederte Arbeitssituation zu kommen:

  • die Therapieräume als nachgestellte «Naturräume» (für die Entwicklung des Tast-, Gleichgewichts- und Bewegungssinns dienen z. B. Naturmaterialien wie Kirschkerne, Balancierstangen und Kletterparcours).
  • Arbeit in Werkstätten (Werkbank, Küche u. a.) dient der Feinmotorik und fördert die Nachahmung.
  • Die ländliche Naturumgebung Niederursels mit Bach, Feuerstelle, Schaukel und Sand bietet vielfältige Erfahrungen im Umgang mit den Elementen. Der Umgang mit Tieren im Stall und Umgebung des Naturkindergartens ‹Schilasmühle› baut auf natürliche Art und Weise Blockaden ab, die das Kind u. U. im Therapieraum viel länger aufrechterhält. Das Pferd z. B. gibt dem Kind zur gleichen Zeit Reize über den Gleichgewichtssinn, den Tast-, Lebens- und Bewegungssinn. Es fördert die Konzentration, das soziale Verhalten und das Selbstbewusstsein des Kindes in hohem Masse.

Das alles wird im Förderplan individuell ergänzt und erweitert durch die künstlerisch-anthroposophischen Therapien wie Kunsttherapie, Heileurythmie, rhythmische Massage und Öldispersionsbäder, die verstärkt vor allem eine Entfaltung der Lebenskräfte ermöglichen.

Der Förderplan entwickelt sich im engen Austausch mit den Eltern und deren Zielen und schreibt sich mit der Behandlung fort. In der Regel wird der Innenraum für die erste Kennenlernphase mit dem Kind genutzt. Dort zeigen die Kinder schnell, wo sie eine gute Wahrnehmungsverarbeitung haben und wo sie eher ängstlich, unsicher, über- oder unterinformiert sind. Die Aussenräume beschleunigen oft den Veränderungsvorgang und ermöglichen dem Kind stärker Umsetzungsmöglichkeiten in die ihm vertraute Lebenswelt.

Einige Kinder kommen mit einem klaren und medizinisch eindeutigen Befund zur Frühförderstelle. Bei einer Mehrheit kann jedoch trotz Untersuchungen im Sozialpädiatrischen Zentrum (SPZ) keine eindeutige Diagnostik erbracht werden. Insbesondere bei diesen Kindern hat sich die Arbeitsmethode bewährt, die Wahrnehmung und Reflexion unserer eigenen Befindlichkeit während der Beobachtung des Kindes hinzu zu ziehen: Worauf werde ich aufmerksam? Was fällt mir immer wieder ins Auge? Wie war meine Körperhaltung? Wie mein Atem? Mein Herzschlag? Wo bin ich verspannt, entspannt? Wo werde ich vom Kind angesprochen, mehr im Kopf, im Reden, im Sinnieren, im Fühlen oder in der Motorik? Um diese Beobachtungen zu verifizieren, gleichen wir sie mit Kollegen und den Eltern ab.

Die neueren Erkenntnisse der Neurologie über die Spiegelneuronen bestätigen die wesentliche Quelle der eigenen Nachahmung auch als mögliches diagnostisches Instrument, um den Bereich nicht messbarer und nachweisbarer emotionaler Anteile der eigenen Wahrnehmung miteinzubeziehen. Umgekehrt lässt sich in vielen Fällen entdecken, dass auch die Kinder nicht nur das physische Tun, sondern vielmehr das Fühlen und Denken ihrer Bezugspersonen nachahmen. Die physische Unruhe eines Kindes steht oft in unmittelbarem Verhältnis zur seelischen oder gedanklichen Unruhe seiner Umgebung.

Für die Effektivität der Frühförderung ist deshalb der vertrauensvolle Kontakt zu den Eltern die wichtigste Basis, da die gewünschte Veränderung oft das ganze System betrifft. Eine Intensivierung der Elternarbeit ist dann besonders sinnvoll. Doch selbst, wenn dies nicht möglich ist, erleben die Kinder durch die Erfahrungen in der Frühförderung ihre autonomen Kräfte, um Erlebnisse und Entwicklungen anzubahnen, die den Eltern wiederum neue Sichtweisen auf ihr Kind vermitteln und damit oft einen neuen Zugang aus festgefahrenen Verhaltensmustern ermöglichen.

Über allen Therapieangeboten und Zielen, die sich im Förderplan niederschlagen steht jedoch der Kontakt, der innere Dialog, den die Frühförder*innen zum Kind haben. Es spürt, ob ich es so wie es ist, annehme und ob ich mit ihm gemeinsam suche, welcher sein Weg sein könnte, um sich gut mit dem Dasein vertraut zu machen. Die Erfahrung und Erfolge der Arbeit im ‹Haus des Kindes› zeigen, dass hierzu oft ein reflektiertes Sich-leiten-lassen von therapeutischen Intuitionen der beste Weg ist. Die Kinder wissen, was gut für sie ist und durch unser Innehalten, inneres Hören und äusseres Schweigen sowie Loslassen von Vorstellungen, Phantasien und Bildern erfassen wir am ehesten, welchen Weg ich mit dem einzelnen Kind gehen könnte. So kann es in seinem «Sein», vor allem im Ergreifen seiner physischen Existenz und seinem «Da-Sein» den festen Punkt des «Ich-bin» spüren. Wenn dies erreicht ist, können alle weiteren sozialen und schulischen Herausforderungen leichter angegangen werden.

Mitarbeitende und Zielgruppen

Das Team der Frühförderstelle ist multiprofessionell zusammengesetzt; es besteht aus Sozial- und Heilpädagog*innen, einer Ergotherapeutin, einer Kinder- und Jugendpsychotherapeutin in Ausbildung, einem Motologen und einer Heileurythmistin. Im ‹Haus des Kindes› sind die Mitarbeitenden zusätzlich in Elternberatung, anthroposophischer Menschenkunde und Waldorfpädagogik ausgebildet. Auch die Ansätze der sensorischen Integrationstherapie, der Pädagogik nach Emmi Pikler und verschiedene psychologische Ansätze und Weiterbildungen spielen eine Rolle.

Zum Selbstverständnis der Mitarbeitenden gehören die Bereitschaft zur Intervision, Supervision sowie die interdisziplinäre Zusammenarbeit im Pädagogisch-therapeutischem Zentrum und in der Bildungsarbeit des ‹hofes›.

Zurzeit sind sechs Mitarbeitende in Voll- und Teilzeit angestellt sowie eine zusätzliche Kollegin, welche die administrativen Aufgaben übernimmt. Die beiden Leitungskräfte sind nicht freigestellt, sondern betreuen ebenfalls Kinder. Die Einrichtung ist von Montag bis Freitag jeweils von 9:00 Uhr bis 18:00 Uhr geöffnet. Wöchentlich kommen ca. 120 Familien zum ‹Haus des Kindes.

Aufgrund der überregionalen Tätigkeit der Frühförderstelle werden sowohl Familien aus Frankfurt als auch aus den umliegenden Bezirken und Landkreisen aufgenommen. Hierbei sind Familien aus allen sozialen Schichten vertreten. Der Großteil der Familien stammt aus dem nordwestlichen Stadtteil Frankfurts, welcher stark von Migration geprägt ist.

Eine Arbeitshypothese in der Elternarbeit führt zu einer neuen Methode

Der Kontakt zu den Eltern, die Sicherheit, das Wohlgefühl und Vertrauen der Eltern zu der Einrichtung und unserer Arbeit hilft den Kindern, sich auf unsere Angebote einzulassen. Damit ist der Kontakt zu den Eltern eine wichtige Voraussetzung für die Arbeit mit den Kindern. Die Kenntnisnahme und Wahrnehmung ihrer Bedürfnisse, Ziele und Wünsche sind Teil des Arbeitsauftrages. Zur Frühförderung gehört somit das Interesse an biographischen Elementen der Eltern, ihren Fähigkeiten und Neigungen. All das bestimmt die Dynamik der Veränderungsprozesse auch für die Kinder mit. Das Denken, Fühlen und Handeln der Eltern sind die eigentliche Entwicklungshülle des Kindes.

In der Anamnese erfahren wir Fakten über die erbliche und genetische Disposition sowie über die physischen Abläufe und Gewohnheiten aus Perspektive der Eltern – die gewordene Vergangenheit.

In der Beobachtung des Kindes im freien Spiel und in Bewegungssequenzen versuchen wir uns als Therapeuten ein Bild von dem Kind zu machen, über das, was ihm aus seiner Zukunft entgegenkommt, was bereits in ihm liegt, vor allem aber, was es erst werden will. Es gilt, etwas von dieser Zukunftsgestalt zu imaginieren, um sie zur Leitlinie des zu Fördernden, als inneres Ziel des oft defizitär definierten Tatbestandes, zu verwandeln. Diese zu erhaschen, vielleicht mit der leitenden Frage «Wie möchtest du werden?», gibt uns den inneren therapeutischen Auftrag. Oft können wir hier auch eine Mittlerrolle zwischen Eltern und Kind einnehmen.

In den Gesprächen mit den Eltern interessieren uns ihre eigenen Sichtweisen auf das Leben, ihre endlichen und unendlichen Perspektiven, ihre Aussichten auf Entwicklung, ihre gedankliche und ethische Zugehörigkeit sowie alle Bedürfnisse, Freuden und Leiden in Bezug auf die Perspektiven zu ihrem Kind. Hierzu gehören auch die individuellen Erziehungsziele.

So nähern wir uns der wichtigsten Hülle des Kindes: die seiner Eltern. Ihr Denken, ihr Fühlen und ihr Handeln regen das Kind nicht nur zur täglichen Nachahmung an, wie es mittels der Forschung der Spiegelneuronen erwiesen ist, sondern jedes Kind wird versuchen, sich der elterlichen Hülle anzupassen. Dies dient der natürlichen Regulation für Sicherheit und Zugehörigkeit, wie wir aus den Kenntnissen der Bindungstheorie von Bowlby wissen. Auf dieser Basis werden regelmässige und intensive Elterngespräche neben der Therapie mit dem Kind geführt. Wenn es gelingt und die Eltern sich mit der Zeit als Teil des Geschehens sehen und einbringen wollen, so können sie auf drei Ebenen mitwirken:

  • Physisch: Veränderung der Lebensabläufe, Umgang mit Medien, Frage nach der richtigen Einrichtung für ihr Kind, Nahrung usw.
  • Geistig: Unter Umständen gelingt es, durch die Gespräche, in denen wir den Eltern eine neue Sichtweise auf ihr Kind anbieten, dass sie so dem Kind neue innere Möglichkeiten eröffnen.
  • Seelisch: In der Wahrnehmung ihrer Sichtweise auf das Kind ist die Basis für alle Entwicklung enthalten. Wenn die Eltern aus der Sackgasse des rein defizit-orientierten Blicks auf ihr Kind herausfinden und die eigene Veränderung als Voraussetzung für die Veränderung des Kindes erkennen, so ist ein entscheidender Impuls im therapeutischen Prozess in Bewegung gesetzt. Dazu müssen aber vor allem die unbewussten und tieffliegenden Sichtweisen freigelegt werden. Da kann insbesondere die künstlerische Betätigung helfen. Sie schafft es, bisher unbewusste innere Empfindungen in Bezug auf ihr Verhältnis zum Kind sowie das familiäre System zur Erscheinung zu bringen.

Der Prozess als Ganzes betrachtet, greift in die Lebensstrukturen der Familien ein. Die Achtsamkeit der individuellen Arbeit ist darauf ausgerichtet, die Lebenskräfte der Familie zu stärken, als Basis der individuellen Entwicklungen und guten Inkarnation. Das Angebot einer künstlerischen Arbeit der Eltern ist eine Besonderheit im ‹Haus des Kindes›. Diese ist im Konzept der Frühförderung im Laufe der Zeit zu einem immer wichtigeren Anliegen geworden. Denn in den einzelnen Sitzungen kann vieles an Sicherheit und Veränderung bei dem Kind erreicht werden. Doch danach kehrt das Kind wieder in seine gewohnte Umgebung zurück und die Gefahr, in die alten Muster zu verfallen, ist gross. Deshalb ist die Zusammenarbeit mit den Eltern von grosser Bedeutung. So bieten wir ihnen an, den Veränderungsschritt bei ihrem Kind aktiv zu begleiten, damit auch sie sich in ihren Gewohnheiten in Frage stellen und sich nicht ausserhalb des Förderverlaufes sehen.

Äusserlich geschieht dies durch die künstlerischen Übungen, welche die Eltern parallel zu der Stunde ihres Kindes in einem anderen Raum machen können, zusätzlich zu den regelmässigen Elterngesprächen. Ob diese Angebote angenommen werden und ob sie einen förderlichen Beitrag zum Therapieverlauf darstellen, kommt in erster Linie auf das Vertrauen an, das zwischen Frühförder*innen und Eltern aufgebaut wird und ob sie sich als Partner ernstgenommen fühlen. Mit der Zeit haben wir an den Aufgabenstellungen erfahren, dass das, was die Eltern uns im Gespräch erzählt haben, oft immer noch eine beschönigende oder auch beschwichtigende Geste gegenüber ihrem Innenerlebnis hat. Davon ausgehend, dass das Kind aber der realen Innensicht der Eltern begegnet, ist dieser Aspekt immer mehr zum Bestandteil unseres Interesses geworden. Bilder, die die Sicht der Eltern auf ihr Kind darstellen, haben zunächst zu unserem Erstaunen oft genau das Bild gezeigt, das auch das Kind uns in seiner Leiblichkeit zum Ausdruck gebracht hat. So entstand folgende Hypothese: Ist es für Kinder von Bedeutung, so gesehen zu werden, wie sie werden wollen und nach den Gesetzen der Aufrichte werden müssen? Inwieweit wird dies verhindert, wenn die erste und wichtigste Hülle sie in ihrem «Werdewillen» schon allein durch die Wahrnehmung nicht unterstützen kann? «Ich werde gesehen, also bin ich», bezeichnet der Analytiker und Kinderarzt Winnicot diesen Prozess. Steiner spricht an dieser Stelle von der Bedeutung der Hülle nach der Geburt als Umgebung. Wir möchten an dieser Stelle als wichtigste und erste Umgebung des Kindes ihre Eltern und vor allem deren Sicht auf das Kind präzisieren.

In dieser Hinsicht spielen in der künstlerischen Arbeit verschiedene Faktoren eine Rolle:

  • Geburt
  • Schwangerschaft
  • erste Beziehung nach der Geburt
  • Partnerschaft
  • Geschwisterbeziehung untereinander
  • Rolle in der Familie

Mögliche Themen, um die oft vergessenen Ressourcen der Familie kennen zu lernen:

  • Wie war die eigene Kindheit?
  • Wo habe ich mich in der eignen Kindheit wohl gefühlt?
  • Was sind glückliche Momente mit den Kindern?

Im Anschluss an das Malen der Bilder können die Eltern berichten, was sie selbst sehen, was sie gemalt haben und im günstigsten Fall werden sie dazu ermuntert, die Ergebnisse auch in eigene Worte zu fassen und aufzuschreiben. Dann erst kommt es zur Beschreibung der Therapeutin. Diese Zusammenschau des Bildes regt oft wichtige weitere Themen an. So wird dann das Bild ein wichtiger Bestandteil für das kommende Elterngespräch.

Wenn die Kinder sich entwickeln, ist es gut, wenn auch die Eltern sich ein Stück verwandeln. Dabei können Mütter oder Väter Themen, die sie im Zusammenhang mit dem Kind beschäftigen, ins «Bild» bringen, sie beispielsweise malen oder einfach etwas schaffen, was sie unterstützend selbst tun, um ihre Kinder in deren Entwicklung besser zu begleiten. Hilfreich ist es beispielsweise, für alle Entwicklung einen Begriff vom Werden und der Veränderung einzelner Zustände zu haben, in die Geheimnisse der Metamorphose einzudringen. Etwa zu lernen, den augenblicklichen Zustand nicht als einen endgültigen anzusehen! Vielmehr mit der Frage ganz praktisch umzugehen: Wie komme ich von dem einen Zustand zum nächsten? Das ist es ja gerade, was Kinder sowieso in ihrer Entwicklung fortwährend und in der Frühförderung insbesondere machen. In jedem Entwicklungszustand ist grundsätzlich der nächste Schritt bereits enthalten. Je besser wir als Erwachsene solche Werdeprozesse verstehen und in uns lebendiger werden lassen, desto besser können wir die Fortschritte unserer Kinder begleiten.

Claudia Grah-Wittich
Studium der Kunstgeschichte und Philosophie MA
Diplom Sozialarbeiterin,

Tätig in der Frühförderung und Elternberatung
Verantwortlich für die Weiterbildung am ‹hof›: Eltern beraten, Kinder Neu sehen lernen, Neubeginn

Frühförderstelle — Ideen für zu Hause

Für alle Eltern der Frühförderstelle

Ideen & Anregungen für zu Hause

Der Tageslauf und seine Struktur ist die Basis. Worauf können Sie achten?

  • Zunächst entscheiden Sie: Wer macht was mit wem, wann und wo?
    Wer hat, wenn beide Eltern zu Hause sind, Zeit für die Kinder und den Haushalt und wer
    darf sich zurück ziehen und Dinge für sich machen.
  • Welchen Rhythmus/ Tagesablauf haben Sie und ist dieser nachvollziehbar und
    handhabbar? Ihre Kinder sind es vielleicht nicht gewöhnt, dass nun beide Eltern zu Hause
    sind und das kann zu ungewohntem Verhalten und Überforderung führen.
    So können Sie Ihr Kind unterstützen:

    • Diskutieren Sie als Eltern nicht vor den Kindern. Sicher sind Sie sich nicht immer
      einig.
    • Setzten Sie sich am Abend zusammen und schauen Sie auf den Tag zurück, was
      war gut und was möchten Sie eventuell verändern? Besprechen Sie den nächsten
      Tag.
    • Wenn es einmal zu viel wird, nehmen Sie sich eine kurze Auszeit, am besten an der
      frischen Luft.
  • Geben Sie dem Tag unterschiedliche Schwerpunkte, der Morgen ist eher für Tätigkeiten
    geeignet, die getan werden müssen und der Nachmittag gehört dem Spiel und der
    Bewegung.

    • Am Vormittag darf auch einmal jeder für sich sein. Kleine Kinder lieben es in der
      Gegenwart der tätigen Erwachsenen zu spielen und können dies auch für sich oder
      mit Geschwistern untereinander machen. Da wo dies nicht möglich ist, bekommen
      Sie eigene Spielbereiche.
    • Die Tätigkeit der Erwachsenen kann in der Gegenwart der Kinder meist nicht so
      „effektiv“ stattfinden, wie wir es uns oft wünschen. Hier müssen wir bereit sein zu
      unterbrechen, um wahrzunehmen was gerade aufgebaut oder gespielt wurde.
    • Der Nachmittag eignet sich gut, um einen kleinen Ausflug in die Natur zu machen,
      auf die nächste Wiese in angemessenem Abstand zu anderen, an den Bach, in die
      Felder oder in den Taunus.
    • Regelmäßige gemeinsame Mahlzeiten helfen dem Tag einen Rahmen zu geben.
      Frühstück – Mittagessen – Abendessen. Vielleicht gelingt es Ihnen nun wieder
      einmal zusammen am Tisch zu sitzen – oder wenigstens an zwei Mahlzeiten?Kleinere Kinder brauchen zwischendurch noch eine Stärkung, die „Tea Time“ ist
      dafür eine schöne Anregung.
    • Kleine Rituale können hierbei eine schöne Stimmung erzeugen, z.B. vor dem Essen
      die Hände reichen und sich einen „Guten Appetit“ wünschen.
  • Machen Sie einen Unterschied zwischen dem Alltag unter der Woche und den
    Wochenenden, an denen die Familie etwas zusammen unternimmt.

Aktivitäten & Spiele für zu Hause

Hier können Sie von Ihren Kindern lernen…

Ruhe & Entspannung

  • Fußbad & -massage: Das Kind kann Gegenstände (z.B. Steine, Muscheln, Murmeln) mit
    den Füßen „angeln“. Anschließend können Sie die gut abgetrockneten Waden und Füße
    mit Öl fest von oben nach unten bis zu den Zehenspitzen ausstreichen.
  • Rückenmassage: z.B. „Pizza backen“ auf dem Rücken des Kindes. Zuerst wird mit
    Handbewegungen der Teig geknetet, ausgerollt und dann mit unterschiedlichen Zutaten
    belegt. Zum Schluss können Sie ihre Hände aneinander reiben und mit den warmen
    Handflächen die Pizza „backen“.

Kreativität & Feinmotorik

  • Salzteig (im Internet finden sich einfache Rezepte zum Selbermachen): Teig kneten,
    formen und backen. Anschließend können die Formen bemalt werden, z.B. mit
    Wasserfarben (Tipp: bei kleineren Kindern können die Farbtabletten aus dem Malkasten
    mit wenig Wasser in kleinen Gläschen gelegt werden, das erleichtert die Handhabung).
  • Spielen mit Sand: Sie können eine Kiste mit Sand befüllen (in der Wohnung, auf dem
    Balkon oder im Garten), in denen das Kind versteckte Schätze suchen kann oder
    unterschiedliche Gefäße mit Sand befüllen und umfüllen kann. Zum Formen eignet sich
    besonders gut „Kinetic Sand“/ „Magic Sand“, den man im Internet bestellen kann.
  • Perlen fädeln: Mit bunten (Holz-)Perlen lassen sich tolle Bänder, Ketten o. ä. basteln.

Aktivität & Bewegung

  • Dinge verstecken und suchen: Sie können Gegenstände (z.B. kleine Bälle) in der
    Wohnung oder draußen verstecken, die ihr Kind suchen muss. Gerne können auch die
    Rollen getauscht werden.
  • Schaukeln: Im Türrahmen lassen sich Schaukeln oder Hänge-Sitzsäcke befestigen
    (Halterungen sind z.B. im Baumarkt erhältlich). Schaukeln spricht unter anderem den
    Gleichgewichtssinn des Kindes an!
  • Balancieren: Drinnen lässt sich einfach auf einem auf dem Boden ausgelegten Seil, der
    Teppichkante oder über verschiedene Kissen balancieren.
  • Höhle bauen: Mit Hilfe von Decken, Betttüchern, Tischen, Hockern, Stühlen (…) lassen
    sich tolle Höhlen bauen, in die die Kinder krabbeln, sich verstecken und spielen können.
    Der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt!
  • Wasserspiele: Kleine Töpfe oder Schüsseln mit wenig Wasser befüllt eignen sich prima,
    um darin mit Löffeln, Schneebesen o.ä. zu rühren und umzufüllen. Am besten füllt man nur
    so viel Wasser in die Gefäße, wie ein untergelegtes Handtuch aufsaugen kann.

Spiele für Draußen

  • Verschiedene Untergründe entdecken: Wiese, Wald und Feldweg oder am Bachufer
    entlang. Gehen sie, wenn möglich, auch mal abseits der Wege. Besonders für kleine
    Kinder ist dies eine tolle Übung für das Gleichgewicht und sicheres Laufenlernen.
  • Suchen und Sammeln: Beim Spazierengehen können Sie gemeinsam in einer Tasche
    oder einem Eimer spannende Dinge sammeln, die Sie entdecken. Mit kleinen Steinen,
    Stöcken, Blumen und Pflanzen lässt sich anschießend spielen oder basteln oder Sie
    können ein „Mandala“ aus Naturmaterialien bauen/ legen.
  • Verstecken spielen
  • Stöcke schnitzen
  • Mit Kreide malen: Mit Kreide lassen sich tolle Straßenbilder malen oder Bewegungsspiele
    wie „Hüpfkästchen“ aufzeichnen.

Lieder und Beschäftigungsideen

Lieder im Tagesrhythmus

am Morgen: „Guten Morgen lieber Sonnenschein“

Guten Morgen, lieber Sonnenschein,
schaust in die Fenster schon herein.
Was machen denn die Vögelein?
Die Vögelein sind aufgewacht
und haben für die stille Nacht
dem Schöpfer ihren Dank gebracht.

(Ei mein Vögelein,
schwingst die Flügelein,
bringst dem Kinde Sonnenschein!
Ei mein liebes Vögelein!)

am Mittag (vor dem Essen): „Erde, die uns dies gebracht“

am Morgen: „Guten Morgen lieber Sonnenschein“

Erde, die uns dies gebracht,
Sonne, die es reif gemacht.
Liebe Sonne, liebe Erde,
Euer nie vergessen werde!

Gesegnete Mahlzeit, gesegnete Mahlzeit – Lass‘ es dir/ Lasst es euch gut schmecken!
(Hierbei können Sie sich gegenseitig die Hände reichen)

am Abend: „Leise weht der Abendwind“

am Morgen: „Guten Morgen lieber Sonnenschein“

Leise weht der Abendwind, durch die müden Berge.
Schläfrig schon die Vöglein sind und die kleinen Zwerge.
Suchen schnell ihr Häuslein auf
dort in der alten Wurzel,
schlafen nach des Tageslauf
klein Birzel und klein Burzel.


Liedtexte als PDF (67 kb)

Frühförderstelle

Liebe Eltern der Frühförderstelle,

wir freuen uns, dass wir unsere Arbeit wieder wie gewohnt aufnehmen können.

Die Elterngespräche finden unter Einhaltung der Hygienevorschriften in unserer Einrichtung statt, die Therapien mit den Kindern überwiegend im Freien.

Für das Team der Frühförderung

mit herzlichen Grüßen

Claudia Grah-Wittich und Stefan Krauch

Haus des Kindes

Ein Ort für Kinder, die in ihrer Entwicklung der zusätzlichen Hilfe bedürfen, sowie deren Eltern, die Rat und Unterstützung suchen.

Wir helfen Kindern, die zum Beispiel: 

  • von Rastlosigkeit getrieben sind
  • aggressiv zu sich oder anderen erscheinen
  • von Ängsten geplagt werden
  • unter den Folgen einer erschwerten Geburt leiden (z.B. Kaiserschnitt)

Allen Eltern, die bei der Erziehung ihrer Kinder auf Schwierigkeiten stoßen, bieten wir zu diesen und ähnlichen Fragen Eltern- und Erziehungsberatung.

Erstkontakt:
Wenn Sie Fragen zu der Entwicklung Ihres Kindes oder unserer Arbeitsweise haben, können Sie ein Beratungsgespräch oder einen „Anamneseblock“ verabreden. Der Anamneseblock besteht aus 3 Einheiten: Elterngespräch, freie Beobachtung des Kindes und einem zweiten Elterngespräch, in dem wir mit Ihnen nach Lösungsansätzen suchen.

Mitarbeiter

Claudia Grah-Wittich

Kunstgeschichte, Philosophie M.A.
Dipl. Sozialarbeiterin, Dozentin

Stefan Krauch

Heil- und Sozialpädagoge,
Schreiner, Künstler

Karola Schaar

Dipl. Sozial- und Tanzpädagogin

Cornelia Pohl

Ergotherapeutin
Rhythmische Massage

Marcel Roosen

Motologie M.A.
Staatl. anerkannt. Sozialarbeiter (B.A.)

Marianne Voppmann

Heileurythmistin
Heilpädagogin

Selina Kaus

Erziehungswissenschaft B.A.

Annika Kern

Motologie M.A.
Kindheitspädagogik B.A.

Sara Kolata

staatl. anerkannte Erzieherin
Soziale Arbeit B.A.

Christian Forss

Kindheitspädagogik B.A.
staatl. anerkannter Erzieher

Antje Kind

Office Management

Tatjana Giesler

Dipl. Pädagogin
Kinder- u. Jugendlichen-Psychotherapeutin (z.Zt. Erziehungsurlaub)

David Bauer

Geschäftsführung
Kunsttherapeut

Djalila Schindler

Soziale Arbeit B.A.
staatl. anerkannte Sozialpädagogin